Federica Nicolosi | Mérieux NutriSciences Italy

PYRROLIZIDINALKALOIDE - WAS SIND DIE GESUNDHEITSRISIKEN?

Die Europäische Kommission hat angesichts diverser Studien zu Toxizität und Risiken im Zusammenhang mit der Aussetzung durch die als Pyrrolizidinalkaloide bezeichneten Toxinen die Verordnung (EU) 2020/2040 über die zulässigen Höchstgehalte in bestimmten Lebensmitteln veröffentlicht.

 

Was sind Pyrrolizidinalkaloide?

Pyrrolizidinalkaloide (PA) bilden eine umfangreiche Gruppe von natürlichen Toxinen, die als Sekundärmetaboliten von verschiedenen Pflanzenarten synthetisiert werden. Die Synthese von Toxinen ist die Waffe, mit der sich manche Pflanzen gegen pflanzenfressende Tiere oder Parasiten verteidigen.

Auf der ganzen Welt gibt es etwa 6000 Pflanzenarten, die diese Toxine produzieren. Spezifisch werden sie von der Familie der Bedecktsamer synthetisiert, zu der folgende Pflanzenarten gehören: Asteraceae, Boraginaceae, Heliotropiaceae, Apocynaceae, Orchidaceae und Fabaceae.

PAs sind eine Gruppe von Alkaloiden, die sich formal von Pyrrolizidin ableiten. Sie werden als eine Kombination von Pyrrolizidinfraktionen mit einem Pool von verschiedenen Mono- oder Dicarbonsäuren beschrieben. Insbesondere PAs mit einer Doppelbindung an Position 1,2 des Pyrrolidizinrings gelten aufgrund ihres Potenzials, metabolisch aktiviert zu werden und reaktive Spezies zu bilden, die mit Proteinen und/oder DNA reagieren könnten, als höher toxisch.

 

Wo sie zu finden sind?

Aufgüsse, Kräutertees, Tee und Nahrungsergänzungsmittel, die diese Pflanzenextrakte enthalten, sind die Hauptquellen der PA-Intoxikation. Kürzlich haben einige Studien das Vorhandensein von PAs auch in Honig und in pollenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln gezeigt.

 

Gesundheitliche Auswirkungen

Es wurde nachgewiesen, dass eine kontinuierliche und langfristige Aussetzung mit hohen Mengen an PAs ein Problem für die menschliche Gesundheit darstellen und dass sie im Falle einer regelmäßigen Anwendung von Pflanzenextrakten und Honig karzinogene und genotoxische Wirkungen hervorrufen könnte.

Das CONTAM-Gremium der EFSA, welches sich speziell mit Kontaminanten in der Nahrungskette befasst, hat eine Klasse von PAs identifiziert, die als 1,2-ungesättigte PAs bekannt sind und für krebserregende und genotoxische Effekte beim Menschen, insbesondere in der Leber, verantwortlich sind. Beispiele hierfür sind verifizierte Fallberichte in Ländern wie Indien, Afghanistan, Tadschikistan, wo die hepatische Toxizität von ungesättigtem PA 1,2 bekannt ist. Obwohl alle Altersgruppen betroffen sind, trifft es insbesondere Kinder, die für die Auswirkungen dieses Giftes besonders anfällig sind.

Neben der Leber, die üblicherweise als Zielorgan identifiziert wird, sind in der Regel auch das Gehirn und das Nervensystem betroffen. Einige PAs, die sich von dem ungesättigten PA 1,2 Toxin unterscheiden, können neben Leberschäden auch pulmonal-arterielle Hypertonie und rechtsventrikuläre Hypertrophie verursachen.

 

Was Europa unternimmt

Die Risikobewertung beruht auf der Aussetzung gegenüber diesen Toxinen und wird auf der Grundlage neuer Daten und wissenschaftlicher Erkenntnisse kontinuierlich aktualisiert. Aus diesem Grund empfiehlt die EFSA die Durchführung weiterer Studien zur Toxizität sowie zu den karzinogenen Risiken der geläufigsten Toxine (genaugenommen 17) in Lebensmitteln.

In Anbetracht der von der EFSA gesammelten Daten hat die Europäische Kommission am 11. Dezember die Verordnung (EU) 2020/2040 zur Änderung der Verordnung (EG) 1881/2006 veröffentlicht, durch welche die zulässigen Höchstgehalte an PA in bestimmten Produkten wie Kräutertees, Tee, pflanzliche Inhaltsstoffe enthaltende Nahrungsergänzungsmittel und Pollen, Pollen und Pollenprodukte, bestimmte Kräuter und Samen festgelegt werden.

Die Verordnung gilt ab dem 1. Juli 2022 und sieht eine bis zum 31. Dezember 2023 verlängerte Übergangsfrist vor, die allen Betreibern die Möglichkeit gewährt, die Bestimmungen der Vorschrift im Einzelnen zu erfüllen.

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